
Der Bodydrag ist eine der wichtigsten, vielleicht sogar DIE wichtigste Übung, wenn du Kitesurfen richtig lernen willst. Der Bodydrag hat mit dem eigentlichen Kitesurfen nicht wirklich viel zu tun und macht auch nicht wirklich Spaß, das geben wir zu Warum sollst du daher viel Zeit und Energie in diese Technik stecken und nicht gleich mit dem Wasserstart und „richtigem“ Kiten beginnen?
Die Antwort ist ganz einfach: Du wirst den Bodydrag immer wieder dringend brauchen! Denn der Bodydrag ist die einzige Möglichkeit, wie du dein Board außerhalb des Stehreviers nach einem Sturz im Wasser wieder erreichst. Außerdem ist der Bodydrag eine wichtige Technik, um bei plötzlicher Flaute oder Boardverlust dennoch sicher zurück an den Strand zu kommen. Allein für deine eigene Sicherheit raten wir dir, den Bodydrag wirklich so lange zu trainieren, bis du ihn bei allen Bedingungen sicher beherrscht. Mit unseren Tipps in diesem Blogbeitrag wirst du sehen, dass der Bodydrag auch keine Hexerei ist und ziemlich schnell zu erlernen ist, wenn man weiß worauf man achten muss.
Ausgangsposition und Vorbereitung für den Bodydrag
Bevor du mit dem Bodydrag beginnst, beginne dich kurz zu orientieren. Das ist insofern wichtig, um heraus zu finden, wo dein Board überhaupt ist und natürlich auch, um Hindernisse oder andere Kiter oder Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Zu Beginn des Bodydrags halte den Kite leicht angepowert (also die Bar leicht an den Druckpunkt gezogen) stabil auf 12 Uhr. Aus dieser Position lehnst du dich langsam nach vorne und kommst in die Ausgangsposition, die du für alle Formen des Bodydrag beim Kitesurfen benötigst. Wenn du im stehtiefen Bereich übst, dann knie dich langsam nieder und lehne dich langsam nach vorne, um ein Verlenken des Kites zu verhindern.
Upwind-Bodydrag für Kitesurfer ohne Board
Der Upwind-Bodydrag ist die wichtigste Form des Bodydrags. Der Upwind-Bodydrag ist nämlich die einzige Möglichkeit beim Kiten ohne Board gegen den Wind – also Upwind – zu steuern. Die Grundtechnik dahinter ist es, dass dich der Kite gegen die Windrichtung zieht. Aus der Grundposition (Kite leicht angepowert auf 12h und leicht nach vorne gelehnt dem Kite nachtreibend) lenkst du den Kite nun langsam auf die Seite etwa auf 1h bzw 11h oder leicht darunter.
Sobald der Kite stabil an dieser Position steht, nimmst du die Hand in Fahrtrichtung (das ist in dem Fall immer die Hand näher an der Wasseroberfläche, da die Bar in Fahrtrichtung gekippt ist) von der Bar und streckst den Arm leicht in die Windrichtung aus.

Der Kite beginnt dich nun langsam in die Richtung deines ausgestreckten Armes zu ziehen. Wichtig ist dabei der Winkel zum Wind. Ein zu flacher Winkel führt zu sehr geringem bis gar keinem Höhegewinn in Windrichtung. Noch schlimmer ist ein zu stark in den Wind gestreckter Arm, da du dann zu wenig Widerstand im Wasser hast, um dich vom Kite gegen den Wind ziehen zu lassen. Die ideale Richtungsposition ist daher nicht zu wenig und nicht zu stark gegen den Wind. Der Kiter im Bild hat die ideale Richtung etwa 45° gegen den Wind eingeschlagen und erreicht somit einen möglichst effizienten Upwind-Bodydrag. Am besten startest du mit einer leichten Upwindorientierung und tastest dich dann langsam an die richtige Position heran.
Kiteriders Tipp: Wenn du schon länger am Bodydrag übst und noch immer keinen Erfolg hast, dann achte darauf, dass deine Hand nicht zu weit in den Wind gestreckt ist und dass du den Kite möglichst stabil fliegst. In fast allen Fällen lässt sich durch diese Kleinigkeit das Problem bereits beheben und der Bodydrag funktioniert.
Der Körper ist beim Bodydrag immer vollständig gestreckt („Superman“) und von der Fingerspitze bis zur Zehenspitze angespannt, um den Abtrieb im Wasser mit dem Wind möglichst gering zu halten. Im Prinzip übernimmt dein Körper hier die Aufgabe einer Finne bzw. des Schwerts oder Kiels bei einem Segelboot. Du liegst dabei leicht nach vorne gebeugt auf der Brust, um ein unabsichtliches Verdrehen der Körperachse im Wasser zu verhindern. Wenn du den Bodydrag richtig machst, spürst du meist eine Strömung auf der Handoberfläche. Das ist eine gute Möglichkeit, um zu überprüfen, ob der Bodydrag funktioniert. Solltest du die Strömung nicht spüren, ist dein Arm meist zu stark oder zu wenig in den Wind gestreckt.
Genauso wichtig wie die Körperhaltung ist auch die Position deines Kites in der Luft. Ein Kite, der zu nahe am Zenit auf 12h steht, wird keine Zugkraft entwickeln. Ein Kite der zu tief steht, entwickelt stärkeren Querzug in die Windrichtung. Diesen Querzug mit dem Wind wollen wir vermeiden, da es ja gerade unser Ziel ist gegen den Wind zu bodydragen. Die ideale Position des Kites beim Bodydrag ist daher bei 45° oder leicht darüber – also kurz vor 11h bzw kurz nach 1h.

Die Bar solltest du eher eng greifen, um das Risiko des Verlenkens der Bar zu verringern und eine ideale Körperhaltung im Wasser einnehmen zu können. Ganz wichtig ist es dabei, den Kite stabil zu fliegen, also keine Lenkbewegungen zu machen. Denn jede Lenkbewegung bewegt den Kite stärker in Richtung Powerzone und erzeugt Druck in die Windrichtung. Dadurch zieht dich der Kite automatisch mit dem Wind genau gegen die Richtung, die du eigentlich erreichen willst. Wenn es dir zu Beginn noch schwerfällt, den Kite stabil zu halten und du noch oft unabsichtlich verlenkst, dann übe zuerst nur die stabile Steuerung des Kites ohne Bodydrag.
Kernpunkte Upwind Bodydrag auf einen Blick
- Arm in Fahrtrichtung austrecken ca 45° gegen den Wind
- Bar eng greifen
- Körperspannung aufbauen
- Kite auf 1h oder 11h fliegen
- Keine ruckartigen Lenkbewegungen
Die Dauer des Bodydrags ist ebenfalls entscheidend. Zu kurze Schläge – also zu kurze Strecken in eine Richtung vor dem Wechsel – sind weniger effektiv, da bei der Wende automatisch wieder Höhe verloren wird. Sehr lange Schläge sind allerdings auch nicht ideal, da du dich gerade beim Bodydrag zum Board oft zu weit vom Board entfernst. Als Faustregel kannst du Anfangs einfach langsam bis zehn zählen und dann den Richtungswechsel einleiten, um ein Gefühl für die optimale Strecke eines effektiven Bodydrags zu bekommen.
Wann solltest du den Upwind-Bodydrag anwenden?
- Bodydrag bei Boardverlust, um dein Board uwpind wieder zu erreichen
- Bodydrag als Rescueoption, wenn der Wind nicht mehr ausreicht, um mit dem Board Höhe zu fahren
- Der Bodydrag eignet sich auch super, um durch eine Brandungswelle zu kommen, wenn du anfänglich Schwierigkeiten hast, mit dem Board durch die Brandung zu kommen
- Zu guter Letzt benötigst du den Bodydrag auch in vielen Kiterevieren, wo in Ufernähe kiten verboten ist und du dadurch erst die Kitezone erreichst
Wende und Richtungswechsel
Ein wesentlicher Bestandteil beim Bodydrag ist auch die Wende. Du musst dabei die Fahrtrichtung ändern und den Kite auf die gegenüberliegende Seite des Windfensters bringen. Hier ist das Timing entscheidend. Eine schnelle Lenkbewegung des Kites erzeugt viel Power und zieht dich stark in den Wind. Du verlierst oft die Höhe gleich wieder, die du durch den Bodydrag gewonnen hast. Wenn du sehr langsam lenkst, treibst du mit dem Wind ebenfalls ab. Die ideale Lenkgeschwindigkeit des Kites ist also langsam genug, dass der Kite keinen Druck entwickelt und trotzdem so schnell wie möglich, um nicht zu viel abzutreiben.
Übe am Anfang am besten eher etwas zu langsame Lenkbewegungen, um dich an das Gefühl zu gewöhnen und taste dich dann Schritt für Schritt an die optimale Lenkbewegung heran. Vermeide jedenfalls ruckartige Lenkbewegungen, die zu viel Druck im Kite erzeugen. Um bei der Wende den Körper in die neue Position zu bringen, empfehlen wir dir während der Wende die Knie an die Brust zu ziehen und während du in die neue Richtung lenkst, streckst du deinen vorderen Arm und den ganzen Körper in Fahrtrichtung. Auf diese Weise vermeidest du, dass sich deine Körperachse während der Wende verdreht.
Ausgangsposition für die Wende beim Bodydrag Schritt 1: Kite langsam auf die andere Seite lenken Schritt 2: Bodydrag in die neue Richtung starten
Upwind-Bodydrag mit Board
Der Upwind Bodydrag mit Board funktioniert prinzipiell genau gleich wie der Upwind-Bodydrag ohne Board. Das Board hilft dir sogar als Unterstützung, weil es dir mehr Stabilität und vor allem eine größere Auftriebsfläche gibt, um dich gegen den Wind ziehen zu lassen.
Für den Upwind Bodydrag mit Board gibt es zwei Techniken, um das Board sicher und stabil zu greifen:
- Variante 1: Du greifst dein Board am Grabhandle. Der Ellbogen liegt dabei unbedingt über der Fussschlaufe. Dadurch bleibt das Board stabil im Wasser und ein Abrutschen oder Abdriften des Boards wird verhindert.
- Variante 2: Du greifst dein Board direkt an der hinteren Fussschlaufe (also an der Schlaufe, die näher zu dir liegt). Diese Variante empfiehlt sich vor allem für Kiter und Kiterinnen mit kürzeren Armen.
In beiden Fällen solltest du jedenfalls das Board leicht nach Luv (gegen die Windrichtung) aufzustellen, um gegen das Abtreiben nach Lee (in die Windrichtung) zu verhindern. Das Board gibt dir zusätzliche Stabilität und erleichtert den Bodydrag enorm.
Die Wende funktioniert weitgehend anlog zum Bodydrag ohne Board. Achte darauf, dein Board immer vor dem Körper vorbei in die neue Fahrtrichtung zu bringen. Das verhindert einerseits, dass du dein Board verlierst und verringert andererseits das Verletzungsrisiko, indem du so verhinderst, dass das Board durch Wind oder Wellen in deine Richtung geschleudert werden kann.
Wann solltest du den Upwind-Bodydrag mit Board anwenden?
- Wenn du aufgrund von Flaute, Kiteverbot in Ufernähe oder aus einem anderen Grund den Kite zwar noch fliegen kannst, aber in dem Moment nicht mehr Kiten kannst oder darfst.
- Wenn du eine Brandungswelle durchqueren willst. In diesem Fall stelle aber unbedingt sicher, dass die Bedingungen deinem Können und deinen Fähigkeiten entsprechen. Es sollte auch immer auf das Vorhandensein von Ausstiegsstellen und Rescueservice geachtet werden.

Fotocredits: Duotone Kiteboarding