Wer kennt den Moment nicht. Der neue Kite ist da, du kommst an den Strand und willst natürlich gleich aufs Wasser. Also schnell den Kite aufpumpen, Leinen anlegen und los geht’s. Dabei wird oft nicht darauf geachtet, dass man mit dem richtigen Setup noch mal einiges mehr aus seinem Kite rausholen kann. Wir erklären euch, worauf ihr beim Trimmen eures Kites achten solltet, wie stark ihr den Kite aufpumpen könnt und welche Barbreite und Leinenlänge optimal für euren Fahrstil ist.
Das „Einzige“ richtige Setup gibt es beim Kitesurfen allerdings nicht. Und das ist auch gut so, denn du willst deinen Kite ja genau so trimmen, dass er für deinen Fahrstil und dein Kitesurf-Level passt. Drei wesentliche Aspekte spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Die drei wichtigsten Aspekte für die Performance deines Kites im Überblick
Erstens hat das Setup der Anknüpfpunkte große Auswirkungen, wie sich dein Kite verhält. Durch die Wahl der Anknüpfpunkte kannst du deinen Kite trimmen und entscheidest dadurch wie drehfreudig dein Kite ist – aber auch wieviel Power der Kite entwickelt.
Zweitens macht es einen massiven Unterschied, wie stark du den Kite aufpumpst. Nur mit ausreichend Druck im Kite holst du auch eine gute Perfomance aus deinem Kiteschirm.
Nicht zuletzt, macht die Barbreite und die Länge der Leinen einen Unterschied in der Performance deines Kites. Mit der Wahl der Leinenlänge legst du fest, ob dein Kite gefühlt schneller drehen soll oder ob du mehr Power willst. Die Barbreite hingegen hat einen Einfluss auf den Lenkimpuls.
Du siehst also schon, dass das richtige Trimmen und das optimale Setup deines Kites immer ein gewisser Kompromiss ist. Wir wollen dir hier daher eine Entscheidungsgrundlage geben, damit du das Optimum aus deinem Kiteequipment rausholen kannst.
Letztendlich heißt es dann für dich einfach verschiedene Setups ausprobieren und du wirst mit der Zeit dein ganz persönliches Setup finden.
Die richtige Barbreite für alle Bedingungen
Generell kann man sagen, dass die Barbreite in Abhängigkeit von der Kitegröße gewählt werden sollte. Nur mit der passenden Barbreite wird man auch eine gute Performance in Abhängigkeit von der Größe des Kites erreichen.
Als Faustregel sollte eine schmälere Bar für kleinere Kites und eine breitere Bar für größere Kites verwendet werden.
Warum ist das so? Das ist physikalisch ganz einfach erklärt. Eine kürzere Bar hat einen geringeren Hebel und damit bei gleichem Einschlagwinkel einen geringeren Lenkimpuls gegenüber einer größeren Bar. Um den gleichen Lenkimpuls mit einer kürzeren Bar zu erreichen, muss man die Bar also stärker einschlagen.
Damit wird klar, dass größere Kites mit einer breiteren Bar besser funktionieren. Denn größere Kites benötigen stärkere Lenkimpulse als kleinere Kites. Im Gegensatz dazu sind zu starke Lenkimpulse bei kleineren Kites kontraproduktiv. Je kleiner ein Kite ist, umso stärker reagiert der Kite ohnehin schon auf Lenkimpulse. Mit einer sehr breiten Bar ist ein kleiner Kite nur noch sehr schwer zu steuern und zu kontrollieren.
Die meisten Bars sind in Größen von rund 40 bis 53 cm erhältlich. Wir nutzen für unsere Schulen und im Verleih meist eine verstellbare Bar, die den mittleren und unteren Bereich abdeckt und eine verstellbare Barbreite zwischen 47cm und 52cm ermöglicht.
Für Kites von 7m2 bis 11qm2 fliegen wir unsere Kites mit der 47cm-Einstellung. Bei Kites in den Größen von 12m2 bis 15m2 verwenden wir die Bar in der Einstellung mit 52cm-Breite und haben damit aus unserer Sicht die optimale Performance gefunden. Außerdem können wir durch die verstellbare Bar praktisch alle Kites mit derselben Bar fliegen. Erst bei Kites über 15m2 würden wir definitiv eine Bar mit einer Breite von über 50cm empfehlen.
Die richtige Leinenlänge für optimale Flugeigenschaften beim Kitesurfen
Die Wahl der „richtigen“ Leinelänge hängt von zwei wesentlichen Faktoren ab:
- Persönliche Präferenzen für das Fahrgefühl (radikalere Fahrweise oder mehr Power)
- Windstärke (Leichtwind oder Starkwind)
Gehen wir zuerst auf das Fahrgefühl ein:
Grundsätzlich kann man als Faustregel sagen, dass durch kürzere Leinen der Kite gefühlt schneller und radikaler gesteuert werden kann. Auch das Bargefühl wird mit kurzen Leinen direkter, da jede Lenkbewegung der Bar schneller zu einem Lenkimpuls im Schirm führt. Gerade für Kiteloops sind kürzere Leinen daher besonders vorteilhaft. Durch den kürzeren Weg in der Powerzone kann man den Schirm schneller durchdrehen und zurück in die Ausgangsposition loopen. Auch für radikale Sprünge haben kürzere Leinen einen Vorteil. Mit kürzeren Kiteleinen ist es einfacher mehr Kantendruck auf dem Board aufzubauen. Das Fahrgefühl wird dadurch sensibler und der Pop beim Absprung aggressiver und impulsiver.
Der Vollständigkeit halber muss man aber erwähnen, dass der Kite mit kurzen Leinen natürlich nicht wirklich „schneller“ wird. Das Flugtempo kommt einem nur schneller vor, da der Kite mit kurzen Leinen einen kürzeren Weg im Windfenster zurücklegt und damit gefühlt, dennoch schneller ist. Mit kurzen Leinen wird das gesamte Windfenster einfach kleiner (ebenso Powerzone und Softzone). Da es uns aber in erster Linie darum geht, wie sich die Flugeigenschaften anfühlen, kann man trotzdem zusammenfassend sagen, dass ein Kite mit kurzen Leinen zumindest gefühlt tatsächlich schneller fliegt.
Beim Thema Windstärke spielt die Leinenlänge gleich in zweifacher Weise eine Rolle. Erstens fliegt ein Kite mit langen Leinen höher oben in der Luft. Weiter oben ist der Wind oft deutlich besser als näher an der Oberfläche, was bei Leichtwind einen Vorteil bringen kann. Ein weiterer Leichtwindvorteil bei langen Kiteleinen ist außerdem, dass der Kite eine längeren Weg durch die Powerzone nimmt. Diesen Vorteil kann man insbesondere bei sehr leichtem Wind nutzen, um die längere Druckentwicklung in Fahrtgeschwindigkeit umzusetzen.
Als Fazit empfehlen wir folgende Leinenlängen, die sich aus unserer Sicht gut bewährt haben:
- Leichtwind und größere Kites ab 15m2: Empfohlene Leinenlänge 25-27 Meter
- Allround für Freeride und mittlere Kitegrößen sowie Kitesurf-Anfänger: Empfohlene Leinenlänge 22-24 Meter
- Radikaler Fahrstil, Wakestyle und kleine Kites bei Starkwind: Empfohlene Leinenlänge 20-22 Meter
In der Regel kommen die meisten Kiter mit Leinen von 22-24 Meter bei allen Bedingungen gut zurecht. Für die Leichtwindtage muss man sich nicht unbedingt eine eigene Bar besorgen. Es gibt von praktisch allen Herstellern so genannte „Line-Extensions“, wodurch sich die Leinenlänge leicht und schnell anpassen lässt.
Softsetting vs. Hardsetting – welche Anknüpfpunkte sollte ich wann wählen?
Das Setting deines Kites legts du durch die Anknüpfpunkte an den Tips fest, also an den äußeren Enden des Kites. Die meisten Kitemarken bieten hier verschiedene Optionen, um den Kite individuell an den gewünschten Fahrstil anzupassen. Meist erfolgt das über zwei bis drei separate Anknüpfpunkte an den Tips selbst (z.B. Duotone). Alternativ findet man die unterschiedlichen Anknüpfpunkte manchmal auch direkt an den Pigtails (z.B. einige Modelle von Cabrinha), also den Leinen am Kite, wo du deine Barleinen anknüpfst.
Was macht aber nun den Unterschied aus, wenn ich den Kite an unterschiedlichen Punkten anknüpfe? Ganz allgemein gesagt, bestimmst du dadurch das Verhältnis der Powerleinen (Frontlines) zu den Steuerleinen (Backlines). Dabei ist der Anknüpfpunkt der am nächsten zum Tipende liegt, der Punkt, der als Soft-Setting bezeichnet wird. Umgekehrt der am weitesten entfernte Punkt ist das Hard Setting. Oft gibt es auch einen Anknüpfpunkt dazwischen, der eine Mischung der beiden Setups abbildet. Je nach Setting erreicht man unterschiedliche Eigenschaften des Kites:
A Soft Setting:
- Leichtere Barkräfte (daher Soft Setting)
- Kite reagiert gefühlt rascher und dreht enger
- Die Kraftentwicklung ist moderater
- Mehr Depowerweg
B Hard Setting:
- Stärkere Barkräfte (daher Hard Setting)
- Präzisere Steuerung des Kites
- Mehr Kraftentwicklung beim Steuern des Kites
- Bessere Sprungeigenschaften durch präziseres Timing
Kite richtig aufpumpen
Nicht zuletzt ist ein weiterer wesentlicher und oft unterschätzter Aspekt für eine gute Performance deines Kites der richtige Druck im Schirm. Als Faustregel kann man sagen, dass der Druck im Kite nicht unter den vom Hersteller empfohlenen Druckangaben liegen sollte. Das sind meist rund 6 bis 7 PSI. Um optimale Flugeigenschaften zu erreichen, kann man den Kite sogar noch etwas stärker aufpumpen. Man sollte aber unbedingt vermeiden, den Kite mit zu wenig Druck zu fliegen. Ein Kite mit zu wenig Druck führt zu einem sehr schwammigen Fluggefühl und insgesamt schlechteren Flugeigenschaften. Wenn du im Detail wissen möchtest, wie stark du den Kite aufpumpen solltest, warum das so ist und wie du den Druck im Kite überprüfen kannst, dann lies am besten unseren Beitrag „Kite richtig aufpumpen – wie viel Druck braucht mein Kite?“, wo wir das Thema ausführlich zusammen gefasst haben.