Wir sehen immer wieder, dass gerade die Frage des richtigen Drucks im Kite nicht nur Anfänger sondern auch erfahrene Kiter vor ein Problem stellt. Besonders zu wenig stark aufgepumpte Kites sieht man überproportional oft an allen Kitestränden dieser Welt. Aber wie stark soll ein Kite tatsächlich aufgepumpt werden und kann ein Kite durch zu viel Druck platzen? Das alles und mehr erklären wir euch in diesem Blogbeitrag, damit du in Zukunft mit dem richtigen Druck die optimale Performance aus deinem Kite rausholen kannst.
Der richtige Druck im Kite
Der Grund warum Kites oft nicht ausreichend aufgepumpt werden, ist schnell gefunden. Psychologisch gesehen, neigt fast jeder dazu, den Kite im Zweifelsfall etwas weniger stark aufzupumpen. Vor allem aus Angst, dass der Kite ansonsten platzt. Oft führt auch die Überzeugung, dass sich die Luft ohnehin mit der Hitze weiter ausdehnt, dazu, dass der Kite eher vorsichtig und zu wenig aufgepumpt wird.
Wir können euch aber beruhigen. Wir haben in mehr als 15 Jahren im professionellen Kitesport schon viel gesehen. Aber noch nie, dass ein Kite geplatzt wäre, ausschließlich weil er zu stark aufgepumpt war (das gilt zumindest für das Aufpumpen des Kites mit einer Handpumpe – mit dem Kompressor kann das schon anders aussehen).
Die Hersteller schreiben meist direkt auf den Kite in der Nähe des Inflate-Ventils den empfohlenen Druck für den Kite und/oder den maximalen Druck. Meist liegt der empfohlene Druck bei rund 6 PSI (oder seltener in der Einheit bar angegeben entspricht das etwas mehr als 0,4 bar).
PSI ist dabei die Einheit für den Luftdruck. Um in etwa eine Vorstellung zu bekommen: 6 PSI bei einem voll aufgepumpten Kite nach Herstellerempfehlung entsprechen etwa dem Druck in 3 Meter Wassertiefe. Bei drei Meter Wassertiefe muss man meist noch nicht mal einen Druckausgleich machen. Und das obwohl unser Trommelfell sicher empfindlicher ist als eine Tube am Kite. Der Druck ist also deutlich geringer als man im Allgemeinen erwartet hätte. Die Gefahr des „Überpumpens“ ist bei diesen geringen Druckmengen also überschaubar.
Warum du den Kite stärker aufpumpen solltest als du bisher vielleicht gedacht hast
Natürlich wollen wir euch nicht dazu überreden, den Kite stärker aufzupumpen als empfohlen. Aber es sollte euch bewusst sein, dass die Herstellerangaben eher mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum von Lebensmitteln vergleichbar sind. Die wenigsten Lebensmittel muss man gleich am nächsten Tag nach dem Verfalldatum entsorgen. Zwei Monate später sollte man sie aber vielleicht auch nicht mehr essen.
Genau wie das Haltbarkeitsdatum ist auch die Herstellerangabe für den Druck in den Kites als Richtwert zu sehen, der als sicher garantiert wird im Rahmen der Gewährleistung. Natürlich setzt jeder Lebensmittelproduzent und jeder Kitehersteller solche Richtwerte eher konservativ an, um auf Nummer sicher zu gehen. Wir können euch aber versichern, dass man in aller Regel diese Richtwerte überschreiten kann. In 15 Jahren haben wir noch keinen Kite durch „Überpumpen“ mit der Hand zum Platzen gebracht, obwohl wir die empfohlenen 6 PSI regelmäßig deutlich überschreiten.
Aus unserer Sicht sollte der Kite also mindestens auf 6 PSI (bzw. die Empfehlung des Herstellers) aufgepumpt werden. Alles darunter bringt eine deutliche Verschlechterung der Performance des Kites.
Bis 7 PSI werdet ihr bei den gängigen modernen Kites sicherlich keine Probleme bei der Haltbarkeit des Kites haben. Schwere Fahrer sollten sogar in Betracht ziehen, den Kite in Richtung 8 PSI aufzupumpen. Gerade für erfahrene oder schwerere Kiter bringt ein etwas stärkerer Druck als empfohlen eine deutlich bessere Performance ohne größere Gefahr des Platzens.
Die einzige Ausnahme sind Kiteanfänger in den ersten Übungsstunden am Kite. Ein Kite mit etwas weniger Luft hat bessere Relauncheigenschaften. Das ist natürlich ganz am Anfang hilfreich, wenn der Kite noch oft ins Wasser fällt. Hier kann ein etwas weniger aufgepumpter Kite bei rund 6 PSI oder knapp darunter also Sinn machen.
Wer sich übrigens für die physikalischen Hintergründe des richtigen Drucks im Kite interessiert, dem können wir den lesenswerten Blogbeitrag des Kitedesigners Ralf Grösel zum Thema „Druck im Kite“ empfehlen.
Wie überprüfe ich, ob mein Kite stark genug aufgepumpt ist?
Um zu überprüfen, ob du genug Luft in deinen Kite gepumpt hast, gibt es drei Möglichkeiten.
- Ablesen des Luftdrucks an der Druckanzeige der Pumpe (wenn vorhanden). Wenn auf deiner Pumpe keine Druckanzeige vorhanden ist, kann man diese bei den meisten Pumpenmodellen leicht nachrüsten.
- Überprüfen des richtigen Drucks durch die „Schnippmethode“. Bei der Schnippmethode schnippst du mit deinem Zeigefinger gegen die Maintube des Kites. Wenn der Kite zu wenig Luft hat, hörst du ein dumpfes Geräusch, wenn dein Finger auf den Kite schnippt. Bei einem ausreichend aufgepumpten Kite hingegen solltest du ein helles Geräusch hören. Das Geräusch sollte sich ähnlich anhören, wie wenn du gegen eine leere Aludose schnippst.
- Als dritte Möglichkeit kannst du den richtigen Luftdruck deines Kites auch durch den „Biegetest“ an den Tips des Kites überprüfen. Wenn du die Tips sehr leicht umbiegen kannst, hat dein Kite zu wenig Druck. Wenn dein Kite ausreichend Druck hat, sollte beim Biegen der Tipps ein deutlicher Widerstand spürbar sein.
Vorteile eines ausreichend aufgepumpten Kites (mehr als 6 PSI)
- Die Flugeigenschaften verbessern sich mit mehr Druck, da der Kite in der Luft weniger stark deformiert werden kann gegenüber eines Kites mit zu wenig Druck
- Deutlich bessere Performance beim Springen mit ausreichend Luftdruck im Kite, da bei wenig Druck die Tips durch die Last im Sprung nach innen zusammengezogen werden
- Die Barkräfte sind bei einem ausreichend stark aufgepumpten Kite deutlich konstanter und kontrollierbarer als bei einem Kite mit zu wenig Druck
- Die Upwind-Performance ist bei ausreichend Druck deutlich besser und erleichtert das Höhe laufen, da der Kite nicht so schwammig ist. Ein gut aufgepumpter Kite bleibt daher stabiler in seiner Position. Ein Kite mit zu wenig Druck hingegen verändert seine Position im Windfenster stärker.
- Der einzige Nachteil eines stark aufgepumpten Kites liegt in den etwas schlechteren Relauncheigenschaften. Ein weniger stark aufgepumpter Kite erleichtert den Relaunch, da sich die Tips des Kites (also die Enden des Kites) leichter verformen können. Damit kann der Kite leichter auf der Wasseroberfläche gebogen werden. Durch diese Biegung fängt er den Wind besser als ein sehr hart aufgepumpter Kite.
Kite aufpumpen mit einem Kompressor – was muss ich beachten?
Mit einem Kompressor kann es im Gegensatz zu einer klassischen Handpumpe relativ schnell dazu kommen, dass ein Kite tatsächlich platzt, weil er zu stark aufgepumpt wurde. Aber das liegt daran, dass die Kompressoren nicht speziell für Kites entwickelt werden, sondern in der Regel einfach Modelle für Autoreifen verwendet werden. Ein Kite wird mit rund 6 PSI aufgepumpt, ein Autoreifen mit über 20 PSI. Dafür ist ein Kite einfach nicht gemacht.
Deshalb raten wir beim Aufpumpen des Kites mit einem Kompressor zur Vorsicht, gerade für unerfahrene Kiter. Sonst kann man sich vom schönen neuen Kite schneller als man denkt gleich am ersten Tag verabschieden. Und mal ganz ehrlich, zwei Minuten Kite aufpumpen sind dann auch nicht so schlimm. Gleichzeitig hat das Aufpumpen den positiven Nebeneffekt, dass du auch gleich das Aufwärmen vor der Kitesession fast erledigt hast. ?